23.11.03 |
Die familiären Zusammenhänge der Fotografen der Familie zeigt die folgende Übersicht: |
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Max (Josef) Graggo, senior (9.12.1878 bis 14.1.1950) Max J. Graggo absolvierte seine Lehrzeit in München im „Atelier Helios“, das ihn nach Ausbildungsende übernahm. Danach war er in Bern/Schweiz bis 1898 tätig. Max Graggo senior ist ab 4.8.1899 in Regensburg ansässig. Bis 1. April 1910 war er bei Foto Zacharias/Regensburg, zuletzt als Filialleiter, beschäftigt. Er machte sich selbständig, um eigene fotografische Ideen zu verwirklichen. Die Geschäftsanschrift Foto Graggo, Regensburg Neupfarrplatz 11 ist ab mindestens 1912 nachweisbar. Ab 1916 bis Kriegsende war Max Graggo senior Teilnehmer am 1. Weltkrieg. Aus dieser Zeit liegen eine Reihe von Bildern vom Kriegsschauplatz in Belgien/Frankreich vor.
Max (Valentin) Graggo, jun. (11.3.1919 bis 11.7.1978) Max Graggo jun. hatte seine fotografische Ausbildung in Regensburg beim Vater Max Josef Graggo sowie in München an der Bayer. Staatslehranstalt für Lichtbildwesen. Vor seiner Einberufung zum Militärdienst 1939 war er bei dem sehr bedeutenden Atelier Erich Angenendt beschäftigt, das in dieser Zeit schon überregional tätig war und Werbeaufnahmen sowie schwierige technische Aufnahmen aller Art durchführte. Dort konnte er sich auch eingehend mit den Möglichkeiten der Farbfotografie (insbesondere dem Duxochrom-Verfahren) auseinandersetzen. Nach dem Krieg trat er in Regensburg ins elterliche Geschäft; das sich immer noch am Neupfarrplatz befand ein und übernahm es 1946. Schon recht früh richtetet er zusammen mit seinem Bruder Roman (der ebenfalls in den elterlichen Betrieb eintrat) ein Fotolabor ein, um den steigenden Nachfragen nach Farbfotografien (nach dem lizenzierten AGFA-System) gerecht zu werden.
Roman Graggo senior wurde von seinem Vater Max Josef Graggo ausgebildet. Noch während seiner Lehrzeit konnte er bei regionalen und überregionalen Berufswettkämpfen Erfolge erzielen. Die Meisterprüfung hat er 1957 in München abgelegt. Zusammen mit seinem Bruder Max Graggo junior betrieb er das Fotogeschäft am Neupfarrplatz in Regensburg. Durch die Neugründung eines Fotogeschäfts in Neutraubling im Jahre 1966 ergaben sich für ihn neue Freiräume für fotografische Tätigkeiten, mit Schwerpunkt Portraitfotografie und Industriefotografie. Bei der Handwerkskammer war er jahrelang als Meisterbeisitzer tätig. Eine amüsante Geschichte sei am Rande vermerkt: Um das Problem des Verwackelns der Kerze beim Fotografieren von Erstkommunikanten zu lösen, konzipierte er einen verborgenen Kerzenhalter, auf den Gebrauchsmusterschutz beim Patentamt München erteilt wurde. Für diese Aufnahmehilfe gab es allerdings nur eine kurze Einsatzdauer, denn das Blitzlicht hat sich kurz danach bei Atelieraufnahmen durchgesetzt. Roman Graggo hat begonnen eine Sammlung fotografischer Apparate aufzubauen.
Roman Graggo senior hat die alten Fotografier-Verfahren (Bromöldruck, Duxochromverfahren, u.a.) selber noch anwenden können und kennt sich außerdem noch mit der Technik von und in alten Kameras gut aus. Er zog sich 1990 vom Geschäft zurück und übergab den Betrieb an Lydia Mädl-Graggo, einer langjährigen Mitarbeiterin. Sie ist Fotomeisterin, führt das Geschäft weiter und ist seit 1996 mit Roman Graggo junior verheiratet.
Roman Graggo jun. hat sich einen eigenen Betrieb in Neutraubling aufgebaut und sich nicht, wie sein Vater und Großvater dem Gebiet der Portraitfotografie zugewandt. Sein Schwerpunkt ist die technisch-künstlerische Fotografie und die Produktion von Videofilmen für Werbezwecke. In diesem Bereich hat das digitale Bild und die digitale Bildbearbeitung die „klassische“ Technik mit Filmen weitgehend abgelöst. Darüber hinaus hat Roman Graggo jun. mit dem Aufbau einer Sammlung historischer Fotoapparate begonnen.
Roman Graggo senior zog sich 1990 vom Geschäft in Neutraubling zurück und verkaufte seinen Betrieb an Lydia Mädl-Graggo, einer langjährigen Mitarbeiterin. Sie ist Fotomeisterin und mit Roman Graggo junior, dem Sohn von Roman Graggo senior verheiratet. Lydia Graggo führt in Nachfolge ihres Schwiegervaters ein Fotoatelier in Neutraubling und ist neben anderem spezialisiert auf Portraitfotografie. Hochzeiten, Kinderfotografie sowie Akt- und Dessousfotografie sind weitere Schwerpunkte ihrer fotografischen Tätigkeit. Viele namhafte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gehören zu ihrem Kundenstamm. Seit Juni 2002 ist Lydia Graggo Obermeisterin der Fotografen-Innung der Oberpfalz/Regensburg.
Dieses Verfahren wendete man zunächst für künstlerisch gestaltete, ausdrucksstarke Schwarz-Weiß-Bilder an. Max Josef Graggo hat dieses Verfahren weiter entwickelt, damit farbige Bilder möglich sind. Er hat dabei mit Jos-Pe, dem Marktführer für die dafür erforderlichen Materialien zusammengearbeitet (im Graggoschen Familienarchiv ist dazu der Schriftwechsel vorhanden). Das Grundprinzip ist folgendes: Mit Gelb-, Rot- und Blau-Filtern stellt man drei vom Motiv her absolut identische, aber natürlich vom Farbwert unterschiedliche Schwarz-Weiß-Bilder her, deren Oberflächenbeschaffenheit und Oberflächenstruktur (Höhen und Vertiefungen) Farbauftrag an den, den Farben zugeordneten Bildteilen er-möglicht (die jeweils anderen Partien des Bildes sind farbabstoßend). Die spezielle Ölfarbe wird recht aufwendig auf die mit einem großflächigen Pinsel aufgestuppt. Der mechanische Übereinanderdruck 3 unterschiedlich farbigen Vorlagen ergibt auf Spezialpapier das Farbbild.
Die Schwierigkeiten bei diesem Verfahren liegen neben den vielfältigen foto-chemischen Problemen auch bei dem absolut identischen Motiv der drei Ausgangsnegative (...eine Person muss während 3 Aufnahmen absolut ruhig bleiben) und dem absolut deckungsgleichen übereinander drucken. Max J. Graggo hat dieses Verfahren deutlich verbessert und mit seinen Bildern aus den frühen 20er Jahren viel Anerkennung erfahren.
Beim ähnlichen aber präziserem (schärferen) Duxochrom-Verfahren stellt man entweder in der Natur (oder auch von Film-Diapositiven) ebenfalls mit den drei Filterfarben drei Schwarz-Weiß-Negative her. (Mein Großvater hatte anscheinend eine konstruktive Lösung entwickelt, bei der durch einen dem Objektiv vorgesetzten Schlitten die Filter der Reihe, nach jeder Aufnahme erschütterungsfrei nachgeschoben werden). Diese nach Farbwerten unterschiedlichen Schwarz-Weiß-Negative werden dann auf entsprechende Gelb-, Rot- und Blaufolien (von der Fa. Herzog, Hamburg-Hemelingen) belichtet. Diese Folien erfordern eine Spezialbehandlung (Aushärtung und Ausspülen und Auswaschen der nicht farbrelevanten Schicht in Heißwasser). Das Farbbild entsteht dann durch mechanisches Aufpressen der Farbfolien auf weißes Spezialpapier in 3 Teilvorgängen durch Farbüberlagerung. Interessanter Weise ist in einem erst jetzt gesichteten Teil des Graggoschen Fotoarchivs ein Duxochrom-Bild von Max Graggo junior aus dem Jahre 1937 aufgetaucht, bei dem die für das Verfahren benötigten Folien (in Schachteln) sowie eine flüssige Chemikalie in einer Glasschale abgebildet sind.
Mehr zur Fotografenfamilie Graggo kann man in zwei Büchern erfahren:
Stand: 23.11.03 |
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