Für interessierte und ausdauernde Leser:
römische Geschichte im 1 und 2. Jahrhundert vor Christus | |
Info zum Geschlecht der Gracchen | |
Agrarprogramm der Gracchen-Brüder |
Römische Geschichte: Die Krise der Republik
(siehe auch http://www.mbradtke.de/index0.htm)
In der Mitte des 2. Jahrhunderts geriet die römische Herrschaft in eine schwere Krise, da das gewaltige Herrschaftsgebiet von einer stadtstaatlichen Gesellschaft und deren Ordnungsprinzipien nicht mehr regiert werden konnte. Das zeigte sich auch im Wirtschaftsleben. Die Senatoren legten ihr Geld überwiegend in Grundbesitz an, da ihnen Handelsgeschäfte untersagt waren. Da Ackerland nicht in genügendem Maße vorhanden war, bemächtigten sie sich des Staatslandes. Da das römische Heer zumeist aus Bauern bestand, die sich selbst ausrüsten mussten, viele Bauern aber durch die zahlreichen Kriege nicht mehr in der Lage waren, ihr Land zu bearbeiten, und verarmten, setzte Tiberius Gracchus, ein Volkstribun des Jahres 133 v. Chr. unter Verstößen gegen die Verfassung ein Gesetz durch, das den Besitz von Staatsland beschränkte und das frei werdende Land landlosen Bauern zuteilte. Anhänger dieser Politik wurden Popularen, ihre Gegner Optimaten genannt. Die Gesetzgebung des Tiberius Gracchus und seine rigorosen Methoden empörten die Optimaten so sehr, dass sie ihn und dreihundert seiner Anhänger erschlagen ließen. Die Landverteilung, die das gracchische Ackergesetz vorsah, wurde dennoch fortgesetzt.
Auch der Bruder des Tiberius Gracchus, Gaius, der zehn Jahre später als Volkstribun weitere Reformgesetze durchzusetzen versuchte, scheiterte.
Nach dem Tod des Gaius Gracchus (121 v. Chr.) blieb der römische Staat fast zwanzig Jahre hindurch von schweren inneren Erschütterungen verschont. Doch gerade in dieser Zeit zeigten sich in den Provinzen Mängel römischer Herrschaftsorganisation, die zum Krieg mit dem Numiderkönig Jugurtha und zu Einfällen von Germanenstämmen in das Reich führten. Die traditionelle römische Militärordnung erwies sich als unfähig, die anstehenden Probleme zu lösen. Eine Lösung bot die Heeresreform des Marius (Sieger gegen Jugurtha), die unter anderem vorsah, dass besitzlose Soldaten vom Staat ausgerüstet wurden und nach dem Militärdienst eine Altersversorgung in Form einer Bauernstelle erhielten. Das römische Heer verlor damit den Charakter eines bäuerlichen Milizheeres und wurde zu einem Berufsheer. Mit diesem Heer gewannen die Feldherren ein großes Machtpotential, das sie auch im politischen Tageskampf einsetzen konnten.
Zum erneuten Streit zwischen Optimaten und Popularen kam es wegen der Führung des Krieges gegen den König Mithridates von Pontos (Kleinasien). Der Senat übertrug im Jahre 88 v. Chr. Sulla, der sich im Krieg gegen Jugurtha ausgezeichnet hatte, das Kommando, doch ein Volkstribun nahm es ihm im gleichen Jahr wieder ab und übertrug es durch Gesetz dem Marius. Sulla, der zum Krieg gegen Mithridates rüstete, zog mit seinem Heer nach Rom, vernichtete die Anhänger des Marius und ließ über hunderttausend politische Gegner ächten (Proskriptionen). Durch Volksbeschluss ließ er sich das Amt des Diktators auf unbestimmte Zeit geben und ordnete den Staat neu, um die Herrschaft des Senats bzw. der Nobilität in traditioneller Weise zu sichern. Auch die Verhältnisse im Osten wurden konsolidiert. 79 v. Chr. legte er die Diktatur freiwillig nieder.
Bei den äußeren Bedrohungen der folgenden Jahre (Sklavenaufstände, erneuter Krieg gegen Mithridates) erwiesen sich die Feldherren Pompeius und Crassus als erfolgreich. Beide wurden für das Jahr 70 v. Chr. zu Konsuln gewählt. Während dieser Amtszeit wurde die Gesetzgebung Sullas kompromissbereit umgestaltet, so dass die Gefahr innerer Unruhen zunächst gebannt schien. Vor allem Pompeius erwarb sich in den folgenden Jahren großen militärischen Ruhm, da es ihm gelang mit einer außerordentlichen Kommandogewalt, die ihm vom Senat verliehen worden war, der Seeräuberplage Herr zu werden. Da der Senat aber dennoch Pompeius Neuordnung im besiegten Gebiet und die Versorgung der Veteranen ablehnte, verbündete er sich mit Crassus, der ein riesiges Vermögen besaß, und Caesar, dem geschicktesten und ehrgeizigsten Politiker der damaligen Zeit, und sprach mit ihnen ein gemeinsames politisches Programm ab. Im Jahre 59 v. Chr. wurde Caesar zum Konsul gewählt und konnte nicht zuletzt mit der Hilfe der Veteranen des Pompeius dessen Forderungen durchsetzen.
Von 58 bis 50 v. Chr. hielt sich Caesar als Prokonsul in der Provinz Gallien auf und eroberte in dieser Zeit das gesamte freie Keltenland.
Zum Bruch zwischen Caesar und Pompeius Crassus war 53 v. Chr. im Krieg gegen die Parther gefallen kam es, als Pompeius als Konsul des Jahres 52 v. Chr., durch Caesar Machtzuwachs in Gallien misstrauisch geworden, im Bündnis mit dem Senat ein Gesetz erließ, das Caesar , wenn er sich um das Konsulat des Jahres 49 v. Chr. bewerben wollte, zwang, als Privatmann nach Rom zu kommen.
Da beschloss Caesar mit seinem Heer nach Rom zu marschieren und eine gewaltsame Entscheidung herbeizuführen. Das war der Beginn des Bürgerkrieges.
Kampflos besetzte Caesar in kurzer Zeit Italien , besiegte dann Pompeius und dessen Anhänger in Spanien, Griechenland und Nordafrika und kehrte als Sieger nach Rom zurück.
In Rom baute Caesar seine Alleinherrschaft entschlossen auf. Er ließ sich zum Diktator auf Lebenszeit ernennen und behielt den Oberbefehl über das Heer. Auch die Vollmacht des Zensoren und die Rechte des Volkstribun ließ er sich übertragen.
Dem Senat gegenüber ließ Caesar seine Macht deutlich spüren, so dass sich im Senat eine republikanische Opposition bildete. Zwar hatte Caesar das Diadem, die Königsbinde, die ihm der Konsul Marcus Antonius auf einem Fest angeboten hatte, zurückgewiesen, aber es hielt sich dennoch das Gerücht, er bereite die Königsherrschaft vor. So wurde Caesar im März 44 v. Chr. von einer Gruppe von Senatoren ermordet. Seine Leichenfeier wurde jedoch zum Ausgangspunkt eines neuen Bürgerkrieges zwischen Caesaranhängern und Caesarmördern.
(siehe auch: http://digilander.libero.it/captainpeter/home1/de/Rom06.html)
An ihrem Anfang steht der Name Gracchus. Jedenfalls ist das der Name, unter dem man die beidem Brüder Tiberius und Gaius aus dem Geschlecht der Sempronier kennt. Zunächst haben wir es mit Tiberius Gracchus zu tun, dem älteren der Brüder. Er stammte wie gesagt aus hochadeligem Haus, und im Jahre 133 war er Volkstribun geworden. Moment: Volkstribun und aus einer patrizischen Familie? Die meisten Geschichtsbücher gehen darüber hinweg, ich zeige mich hier kleinlicher. Daß man die Frage nirgends gelöst findet, hat einen sozialpolitischen Grund, so wie man ihn in der Geschichtsschreibung der französischen Revoution auch findet: Der Glanz der guten Abstammung ist nicht tot zu kriegen, er ist faszinierend sogar noch als Beigabe des Konträren. Nun zur Klärung: Das hochpatrizische an den beiden war die Mutter. Sie war eine Tochter des Scipio Africanus. Der Vater war Plebejer aus der Familie des Sempronius und dem Zweig des Gracchus. Die Familie war so zahlreich wie die Kennedys. Schon der Vater war als Volkstribun hochgekommen und war Prätor in Spanien gewesen. Sohn Tiberius war ein Feuerkopf. Er hatte seine militärischen Meriten hinter sich, war Quästor im Ausland und bei der Zerstörung Karthagos 146 dabei gewesen. Während sein Vater einst aus eigener (Überzeugungs-)Kraft Volkstribun geworden war, verhielt es sich bei Tiberius anders. Er hatte von sich aus keine Überzeugungskraft. Er schöpfte sie aus den Kreisen, in denen er verkehrte. Das Volk kannte er nur von Dienstboten her, er ging bei den Scipionen ein und aus, verkehte im Hause der Claudier Pulcher, der Aemilianer und in dem des Konsuls Publius Mucius. Lauter Bigs. Und irgendwann reift bei Tiberius eine Art Linie oder Idee, wie man das Problem des Proletariats lösen könnte:
Auf seinen Reisen hatte er allenthalben verwaiste Bauernhöfe gesehen, und so sagte er, man müsse Land und Höfe unter die Leute verteilen. "Die Tiere", rief Tiberius in einer berühmt gewordenen Rede, "haben ihre Behausung, den Männern, die ihr Leben für Rom eingesetzt haben, was gönnt man ihnen?" Staunend hörte es das Volk, darunter auch die Masse derer, die gerade ihr Stückchen Erde verlassen hatte, um in die Stadt zu ziehen. Es war eine eindrucksvolle Rede, der junge Mann besaß Ausstrahlung. Im Jahre 133 sorgten die beiden Drahtzieher hinter ihm, Konsul Mucius und desser Vertrauter Livinius (die beide wegen ihrer offiziellen Laufbahn im Hintergrund bleiben wollten) dafür, daß Tiberius Gracchus Volkstribun wurde. Das Wort "Drahtzieher" ist ein schwerwiegendes. Ich will es mit einem modernen Geschichtswerk wohlwollender Gesinnung belegen, das da sagt: "Seine politischen Freunde ließen ihn zum Volkstribunen wählen und beauftragten ihn, die Initiative zu ergreifen."
Das Agrarprogramm von Tiberius und Gaius Gracchus
(siehe auch: http://www.zum.de/fachportale/latein/feldmann/infos.htm)
Tiberius Gracchus, geboren 162 v.Chr., und sein Bruder Gaius, geboren 154 v.Chr., verwandt mit dem berühmten Scipio Africanus, waren die politischen Hauptdarsteller einer schwierigen Phase der römischen Geschichte. Tiberius wurde im Jahre 133 v.Chr. Volkstribun und machte es sich in Übereinstimmung mit wichtigen Persönlichkeiten des Senats (unter ihnen sein Schwiegervater Appius Claudius) zur Aufgabe, ein Agrargesetz einzubringen, das den Gebrauch des Staatslandes regulieren sollte. Nach seinem Vorschlag sollte ein Privatmann über höchstens 125 ha Staatsland verfügen können, jedoch mit der Möglichkeit, maximal bis zu 250 ha zu besitzen, je nach Anzahl der Söhne pro Familie. Das übrige Staatsland sollte in Parzellen zu je 7,5 ha eingeteilt werden, die, unveräußerbar, unter die proletarischen Bürger zu verteilen waren. Wer Staatsland abgeben mußte, sollte durch das Eigentum an dem verbliebenen Besitz entschädigt werden. Festgesetzt wurde ferner die Einrichtung einer Agrarkommission, die über strittige Fragen zu befinden hatte. Ziel dieses Gesetzes war es, der Ausdehnung des Großgrundbesitzes Einhalt zu gebieten und die Schicht der kleinen und mittleren Landeigentümer wiedererstehen zu lassen, die die Basis des römischen Heeres gebildet hatten. Als die oligarchische Opposition versuchte, Tiberius zu stoppen, reagierte dieser mit fast revolutionär zu nennenden Maßnahmen, die ihn die Unterstützung jener Senatoren kosten sollten, die zunächst auf seiner Seite gewesen waren. Dem Veto seines Mittribuns setzte er eine dem römischen politischen Denken fremde, eher dem griechischen Denken ähnliche Staatsauffassung entgegen- das Prinzip der Volkssouveränität. Nur auf die Volksversammlung gestützt, ließ er seinen Kollegen absetzen. Als nächstes behauptete er gegenüber den Tributkomitien, es sei ihre Aufgabe, über die Organisation des Königreichs von Pergamon zu befinden, das die Römer geerbt hatten, und nicht die des Senats, obwohl traditionell dieser für die Außenpolitik zuständig war. Die Reaktion seiner Gegner hätte nicht härter ausfallen können-. eine Gruppe von Senatoren, angeführt vom Vetter des Tiberius, Scipio Nasica, griff ihn auf dem Kapitol an und tötete ihn. 123 v.Chr. wurde sein Bruder Gaius zum Volkstribun gewählt. Dieser war entschlossen, das politische Programm des Tiberius fortzuführen. Sein Programm war anpassungsfähiger, er suchte die Unterstützung jener Kräfte, die potentiell im Gegensatz zur senatorischen Oligarchie standen, wie der ltaliker, Piebeier und Ritter. Mit einem Getreidegesetz verfügte er die Verteilung von Getreide an die Plebs zu erniedrigtem Preis. Durch andere Gesetze ließ er das Gericht, das für Fälle von Unterschlagung (durch die senatorischen Statthalter) in den Provinzen eingesetzt war, von Richtern aus dem Ritterstand besetzen (aus dem Ritterstand kamen auch die publicani, die Steuerpächter, die vom Staat die Eintreibung der Steuern in den Provinzen gepachtet hatten) und gewährte den publicani die Pacht für die Steuereintreibung in der Provinz Asia zu günstigen Konditionen. Gaius legte fest, daß die Ausrüstung der Soldaten vom Staat zu finanzieren sei, und legte ein Programm zur Anlage von Kolonien außerhalb Italiens vor. Nachdem er 122 erneut ins Tribunat gewählt worden war, schlug er vor, die römische Staatsbürgerschaft allen latinischen Bürgern zu verleihen, und das latinische Recht allen ltalikern- die Reihenfolge der Abstimmung in den Centuriatkomitien sollte durch das Los erfolgen, um zu verhindern, daß das Abstimmungsverhalten der ersten Centurien sofort ersichtlich und und damit die Stimmabgabe der letzten hinfällig war. Der Senat erklärte Gaius im Jahre 121 zum Staatsfeind- Bedrängt von seinen Widersachern, ließ Gaius sich auf dem Aventin von einem Sklaven töten.